Der SV Neptun 19101 Aachen e.V. hat ein großes Etappenziel erreicht: Der Landessportbund NRW nimmt ihn in sein Qualitätsbündnis gegen sexualisierte und interpersonelle Gewalt auf, weil alle zehn dafür notwendigen Kriterien in den vergangenen eineinhalb Jahren erfüllt wurden. Mitgliedsurkunde und Plakette werden bei der Jahreshauptversammlung am 15. Juni 2024 dem Verein übergeben.
Die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter im Verein sehen es als besondere Verpflichtung an, Kindern und Jugendlichen, jungen wie älteren Sportlern einen geschützten Raum zu bieten – frei von Gewalt, sexuellem Missbrauch, Diskriminierung und Rassismus. Der Schutz der Kinder und Jugendlichen ist den Vereinsmitgliedern eine besondere Herzensangelegenheit.
Deshalb haben sich die Verantwortlichen im SV Neptun mit möglichen Gefahren auseinandergesetzt – auch im Rahmen einer durch den Landessportbund NRW begleiteten Risikoanalyse – und Maßnahmen zur Prävention umgesetzt, unter anderem:
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Das aktuelle Schutzkonzept zur Prävention vor sexualisierter und interpersonaler Gewalt des SV Neptun 1910 Aachen e.V. kann über diesen Link heruntergeladen werden (aktueller Stand: Mai 2024):
Die erste Ausfertigung fand im März 2023 statt. Der aktuelle Stand ist von Februar 2024. Eine weitere Anpassung und Überarbeitung sind in Arbeit. Diese Schutzkonzept „lebt“, es befindet sich in einem steten Prozess der Anpassung, Erweiterung und Wandlung und es mündet in einer Kultur der Achtsamkeit. Das Konzept soll alle Beteiligten für dieses Thema sensibilisieren. Daher sind alle Beteiligten auch immer offen für Unterstützung und Anregung von außen.
Balance heißt: das Gleichgewicht der Bewegung finden. Ein gutes Gefühl für Gleichgewicht brauchen nicht nur die Sportler beim Wasserspringen oder beim Ballett. Das Gleichgewicht zwischen allen äußeren Einflüssen brauchen vor allem junge Menschen, die in dieser Gesellschaft noch ihren Platz suchen – unabhängig davon, wo sie geboren oder aufgewachsen sind, wie gut sie die deutsche Sprache beherrschen, welchem Kulturkreis oder welcher Religion sie angehören, ob sie arm oder reich sind oder welches Geschlecht sie haben. In unserem Verein sollen alle jungen Menschen ein Zuhause und ihre Balance finden.
Weltoffenheit ist ein aus unserer Sicht elementares Ziel der Vereinsarbeit. Unsere kleinen und großen Sportler haben ihre Wurzeln nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern der Erde. Zurzeit trainieren im SV Neptun schon weit über ein Drittel Kinder mit Migrationshintergrund die Sportart Wasserspringen. Schon in jungen Jahren nehmen sie an internationalen Wettkämpfen im Ausland teil. Der SV Neptun veranstaltet jedes Jahr einen großen internationalen Wettkampf im Kunst- und Turmspringen, den Ulla-Klinger-Cup. Auf diese Weise haben unsere Sportler weltweit Freunde, von Europa über die USA bis hin nach Australien und Südafrika gefunden und tauschen sich über die neuen Medien regelmäßig aus.
Je früher und je selbstverständlicher die Integration von Kindern und Jugendlichen in der Vereinswelt beginnt, je langfristiger und nachhaltiger wird sie auch im Leben und Alltag anhalten – meinen wir und hoffen, dass aus allen unseren Sportlern tolerante junge Erwachsene werden, die eine natürliche Balance im Leben finden.
Aufklärungskommission sucht Zeitzeugen
Der DSV ruft zur Mithilfe auf zum Thema "Prävention interpersonelle Gewalt"
Im August 2022 wurden durch die ARD-Dokumentation „Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmen“ verschiedene Fälle sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch im Schwimmsport bekannt. Ein Sportschau-Beitrag im März 2023 machte neue Vorwürfe und Entwicklungen öffentlich. Um die vorgebrachten Fälle aufzuarbeiten, wurde ein unabhängiges Aufarbeitungsgremium eingesetzt, das die Gewalthandlungen und die Bedingungen, unter denen sie stattfanden, nun untersuchen soll.
Es soll u. a. geklärt werden, welche Gewalthandlungen stattgefunden haben, wer davon betroffen war, wer die Tatpersonen waren und welche Strukturen die Ausübung der Gewalt begünstigt, oder eventuell verdeckt haben. Dabei ist es das oberste Ziel der Aufarbeitung, Betroffenen eine Möglichkeit zu geben, angehört zu werden, um ihre Gewalterfahrungen und das Leid, das dadurch entstanden ist, anzuerkennen. Auf dieser Basis soll aufgezeigt werden, wo Fehler lagen, wer die Verantwortung für diese Verfehlungen trägt und wie Präventions- und Interventionsmaßnahmen aussehen sollten, um den Schwimmsport in Zukunft sicher zu gestalten.
Darum rufen wir alle Betroffenen auf, denen im Kontext der oben skizzierten Missbrauchsfälle Leid zugefügt wurde, von ihren Erfahrungen zu berichten. Ebenfalls bitten wir Zeitzeug*innen (z. B. ehemalige Trainingspartner*innen, Funktionär*innen, Trainer*innen), Angehörige der Betroffenen und weitere Personen, denen Informationen zu den Fällen vorliegen, mit dem Aufarbeitungsteam über ihre Erfahrungen und Beobachtungen zu sprechen. Betroffene aus dem Schwimmsport, denen sexualisierte Gewalt außerhalb der in der ARD-Dokumentation thematisierten Fälle widerfahren ist, möchten wir ebenfalls ermuntern, sich zu melden.
Es ist uns bewusst, dass das Sprechen über Gewalterfahrungen eine große Herausforderung und ggf. sogar Belastung sein kann. Wir sichern daher allen Teilnehmer*innen einen geschützten Rahmen mit einem fachlich geschulten Team, Vertraulichkeit und Anonymität zu. Die Teilnahme geschieht auf freiwilliger Basis und kann jederzeit ohne Angabe von Gründen und ohne Konsequenzen wieder abgebrochen werden. Gerne können Sie eine Vertrauensperson Ihrer Wahl zum Gespräch mitbringen. Alternativ zum Gespräch vor Ort besteht die Möglichkeit, online per Video an der Aufarbeitung mitzuwirken oder sich (ausschließlich) schriftlich anzuvertrauen.
Die Gespräche finden mit dem Aufarbeitungsteam statt, das aus vier Wissenschaftler*innen der Deutschen Sporthochschule Köln besteht, die vollkommen unabhängig vom Deutschen Schwimm-Verband agieren. Der Schwimm-Verband hat keinerlei Weisungsbefugnis gegenüber dem Aufarbeitungsgremium.
Das Aufarbeitungsteam besteht aus Dr. Fabienne Bartsch, Dr. Caroline Bechtel, Prof. Dr. Martin Nolte und Prof. Dr. Bettina Rulofs.
Wenn Sie Fragen zur Aufarbeitung haben und/oder daran teilnehmen möchten, kontaktieren Sie uns bitte unter:
Email: aufarbeitung-dsv@dshs-koeln.de
Telefon: +49 221 4982-3970/+49 221 4982-6085
Quelle: DSV vom 13.04.2023
Aufarbeitung durch Beratungsstelle des Landessportbundes NRW
LSB NRW / Im Januar 2020 hat das Präsidium des LSB NRW eine Expert*innen-Kommission eingerichtet, die sich auf die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt konzentriert. Die Kommission will vor allem die Sicht der Betroffenen in den Fokus stellen. Dazu sucht sie Betroffene, die sexualisierte Belästigung, Grenzverletzung oder Gewalt im organisierten Sport selbst erlebt haben und dazu bereit sind, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in einem Betroffenenrat zur Verfügung zu stellen.
Der Landessportbund NRW verurteilt aufs Schärfste jede Form von sexualisierten Belästigungen, Grenzverletzungen und Gewalt in unserer Gesellschaft. Deshalb setzt sich die Kommission für die Aufklärung jedes einzelnen Falles ein.
„Wir engagieren uns für eine Kultur des Hinsehens und der Beteiligung und entwickeln seit Jahren konkrete Maßnahmen zur Prävention und Intervention.“
Externe Anlaufstelle & unabhängige Beratungsstelle des LSB NRW für Betroffene von sexuellen übergriffen, sexualisierter Gewalt und sexueller BelästigungPetra Ladenburger & Martina LörschRechtsanwältinnenTel. 0221 97 31 28-54E-Mail: info@ladenburger-loersch.deWebsite: http://www.ladenburger-loersch.de/